Wendy


Also gut, ich kann nun einigermaßen fliegen doch die Sky Beetle musste dran glauben. Nur ohne Flieger geht das Fliegen schlecht. Da muss ein neuer Geier her; aber etwas besonderes soll es schon sein; normalkonfigurierten Motorflieger kann ja jeder!
Wie wäre es mit einem Nurflügel? Au ja!
Aus irgendwelchen Gründen fällt meine Wahl auf die Wendy von Avira.

Als ich den Geier zusammengebaut habe, bin ich nicht so recht glücklich. Der Einbau von Empfänger und Akku im Flügel stört mich doch sehr: Entweder komplett versteckt -das sieht nett aus aber man kommt zum Wechseln von Akku oder Quarz nicht dran- oder halt alles sichtbar.
Ein Rumpf, der sich nicht sonderlich vom Flügel als Fremdkörper abzeichnet. ist mein Wunsch. Dazu kommt aus gleichen Gründen wie bei der Sky Beelte, dass in der Ebene ein Motor nicht schlecht wäre, da sich bei den unverstärkten Styroporflächen ein Hochstart eigentlich wegen der hohen Bruchgefahr verbietet.
Es stellt sich nun die Frage, ob Zug oder Druckantrieb. Aus zwei Gründen entscheide ich mich zunächst einmal für den Zugantrieb: Also wird der Flieger wieder zerlegt und an der Wurzelrippe erstmal Maß genommen, denn für die zweite Flügelhälfte muss ja ein Duplikat her. Ebenso brauche ich ja noch die Seitenwände für den Rumpf. Aus 3mm Pappelsperrholz sollen sie alle entstehen.
Die Seitenwände werden im Abstand von 4cm aufgebaut. Sie werden durch den Motorspant und einen Querteiler sowie eine Heckplatte auf Abstand gehalten. Beplankt wird mit 1mm Birkensperrholz wobei auf der Oberseite die Inspektionsluke vorgesehen ist. Der Motor wird am Motorspant mittels Kabelbinder gehalten; eine Konstruktion, die sich sehr bewährt hat; doch dazu später mehr.
Mit Motor und 2*1500mAh Lipos kalkuliere ich etwa 350 bis 400g Lebendgewicht für den fertigen Flieger. Auf eine a priori Berechnung der Masse für den Rumpf habe ich keine Lust. Eigentlich ist klar, dass unter dieser Voraussetzung der Schwerpunkt nicht besonders gut einzustellen ist und evtl. größere Korrekturen notwendig sein könnten; sehr wahrscheinlich muss schanzlastiger getrimmt werden. Das habe ich aber für den Prototypen einkalkuliert und nach Fertigstellung sieht es genau so aus: Der Schwerpunkt liegt zu weit vorne. Aber wie weit ich genau zurück muss, weiss ich auch nicht so genau, da die Gesamtmasse mit Antrieb nun fast doppelt so groß ist wie sie vom Hersteller für die Seglerversion veranschlagt wird. Das notwendige Mehr an Auftrieb muss nun entweder durch einen höheren Einstellwinkel oder durch eine höhere Grundgeschwindigkeit aufgebracht werden. Letzteres möchte ich nicht, weil der Geier einerseits schön langsam fliegen soll und andererseits die Motorleistung ja etwas schwach erscheint. Also Einstellwinkel erhöhen, was einer Verschiebung des Schwerpunktes nach hinten entspricht. So ganz grob berechne ich den Schwerpunkt nach ... und er muss weiter nach hinten eingestellt werden. Dazu kommt der Akku mit Schaumstoff und Kabelbinder auf den Schwanzstummel aber das reicht immer noch nicht.
Wie verlagert man nun den Schwerpunkt drastisch nach hinten ohne die Masse noch weiter nennenswert zu erhöhen? Auch hier kommt wieder Geld zum tragen: Zwei 50 Cent Stücke mit Tesafilm an eine 5*5mm Kiefernlatte geklebt und mit Kabelbinder längsverschiebbar unter dem Rumpf befestigt. Die Kiefernleisten für solche Zwecke liegen übrigens am 1. Januar allerorts sozusagen auf der Straße herum ;-)

Erstflug

Endlich kommt mal ein windstiller Tag! Also rasch bei Tauwetter auf den matschigen Acker. Das verspricht eine ordentliche Schlammschlacht zu werden, wenn der Geier den Boden küsst; aber egal. Vollgas rein, mit Schwung leicht nach oben geschoben, der Flieger sackt durch, Höhe ziehen! Oh je, der reagiert aber ganz schön zackig auf die Ausschläge. Die sollte ich demnächst mal begrenzen. Währenddessen kippt er auch noch nach links ab. Weil das in 50cm Höhe geschieht, kommt jede Rettung zu spät und es gibt eine braune Matschenase und zwei neue Kabelbinder für den Motor. Die habe ich in weiser Voraussicht schon in meine Tasche gesteckt gehabt.

Der zweite Versuch: Erfolg

Also Ruder umtrimmen: mehr Höhe und etwas nach rechts. Nächster Versuch: Vollgas, schräg nach oben aber mit mehr Schmackes dahinter. Uiiii, der fliegt ja fast ohne Korrekturen; und die Steuerung mit Quer- und Höhenruder funktioniert ja im Gegensatz zu dem, was ich bisher so gehört oder gelesen habe, viel besser als mit Höhe und Seite bei der Sky Beetle! Die Steuerbarkeit ist einfach umwerfend und die Geschwindigkeit ist angenehm langsam, dürfte aber ruhig noch etwas größer sein, denn ich fliege bereits dauernd mit Vollgas.
Auch die Landung klappt butterweich. Ich bin höchst erfreut aber die Rumpfspitze ist dennoch ziemlich schmutzig (Das ist eigentlich noch stark untertrieben, denn auch ich stehe 5cm tief im Morast).

Es geht noch besser

Das ganze wiederhole ich nochmal wobei ich eine liegende Acht etwa in 2-3 Metern Höhe fliege. Auch die Landung gelingt wider prima aber schon wieder mit einer Menge Acker an der Spitze. Bei einem nächsten Versuch soll mir die Landung nicht so gut glücken, die Kabelbinder reißen wieder ab und ein Kabel reißt vom Motor ab. Schluss für heute.
Beim anschließenden Putzen des Modells und Verunreinigen der Badewanne stellt sich heraus, der Sporn den Belastungen nicht standgehalten hat und ebenfalls abgeknickt ist.

Sporn weg

Ach ja, der Sporn: So wie sich die Landungen zu fliegen waren, erscheint es mir absolut nicht nötig, einen Sporn zu verwenden, um das bei Nurflügeln berüchtigte Hüpfen beim Landen zu verhindern. Der Sporn hat lediglich dazu geführt, dass dann bei der sonst perfekten Landung die Spitze gleich gen Acker gezogen wird und dadurch die Belastung auf die Motorbefestigung zu groß wird. Zum Glück waren dort Kabelbinder vorgesehen, sonst hätte es einen Motorspant bestimmt zerlegt.

Hier sieht man schön den mit Kabelbindern befestigten Motor. Auch der Akku ist mit Kabelbindern provisorisch auf das Heck geschnallt. Ganz am Ende des "Auslegers": die Geldstücke. Die Lücke in der rechten Tragfläche stammt noch aus der Zeit ohne Rumpf. Hier sollte der Zugang zu Akku und Empfänger gelegt werden doch der Platz war knapp und die Styrodecke ist zu dünn geworden. Wird bei Zeiten wieder aufgefüllt und mit farbiger Folie verziert.


Ansicht von unten. Man erkennt schön die Leiste vom Feuerwerkskörper sowie den abgeknickten Kohlesporn.

Verbesserung des Prototypen

Aufgrund der Erfahrungen werde ich den Prototypen etwas modifizieren: Der Motor kommt doch nach hinten: Einerseits wegen des Schwerpunktes, andererseits um ihn aus dem gefährdeten Spitzenbereich herauszunehmen. Er soll so montiert werden, dass er bei Feindberührung nach oben wegklappen kann. Für alle Fälle kommen dann wieder Kabelbinder zum Einsatz. Doch zunächst wird erst einmal der Schwerpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ausgewogen. Hierzu kommt die bei ... beschriebene Methode zur Anwendung: Eine Digitalwaage und zwei Stützen aus den Legosteinen, die ich von meiner Tochter geborgt habe. Mit den Legosteinen könnte man übrigens auch sehr schön eine Schwerpunktwaage bauen....
Motor, Akku etc. werden ausgebaut und provisorisch dort fixiert, wo sie später liegen sollen. Auch an den Einbau eines Kreisels wird schon gedacht: Wer weiß, ob der bockige Wind hier nicht einen Kreisel auf Höhe oder Querruder sinnvoll erscheinen läßt. Mit einer leichten Verlängerung des Rumpfes nach hinten lassen sich die Modifikationen realisieren. Also frisch ans Werk....