Erfahrungsbericht gefällig?
Ich habe mir im August 2003 Jahr eine Sky Beetle gekauft, um das Fliegen zu erlernen.
Modellauswahl
Für dieses Modell sprachen gleich mehrere Gründe:
- Die Depron-Bauweise ist leicht
- Die Schäden, mit denen ich ganz fest rechne, lassen sich leicht reparieren
- so preiswert, dass es mir nicht besonders weh tun wird, wenn dieses Testobjekt früher oder später einmal in die ewigen Jagdgründe eingehen wird.
- Die Optik ist auch recht ansprechend
Nachteile hat das Fliegerchen natürlich auch, aber darüber wollte ich geflissentlich hinwegsehen:
- Die Oberfläche ist extrem druckempfindlich
- Die rote Farbe des Rumpfes gefällt meiner Frau nicht und mir hätte eine dezentere Farbgebung auch besser zugesagt
- Die Luftschraube an der Rumpfspitze passt nicht so wirklich zu dem Segelflieger
Gegen den letzten Punkt könnte man natürlich einwenden: "Dann nimm doch die Seglervariante". Stimmt, aber da ich as blutiger Anfänger gerne auf dem Acker vor dem Haus ein paar Runden drehen möchte (zwischen den langen Reparatur- und Verbesserungspausen ;-) ) und keine Lust habe, für die paar Sekunden Flug vor dem nächsten Absturz immer erst das Auto anzuschmeissen und zu einem Hang zu fahren, musste also ein Motor rein.
Technische Daten
Länge: 66cm
Spannweite: 108cm
Fläche: 18dm2
Motorisierung: 280er mit Getriebe ca. 3:1
Masse (Seglerversion): 160g
Masse flugfertig für Erstflug: 378g
Der Bau
Also RC-Ausrüstung gekauft, bei Lenger die Motorvariante bestellt und gebaut...
Da gibt es schon das erste Problem: Der von mir im voraus bestelte Akku passt nicht dorthin, wo er laut Bauplan sollte: in den Rumpf oberhalb der Tragflächen an deren Hinterkante. Da ich einen Akku mit höherer Kapazität (8*350mAh, NiCd) als vorgeschlagen verwenden will, ist der natürlich zu groß und lässt sich nicht soweit zurückschieben. Bleibt also nur Platz unter der Tragfläche. Dort kommt man aber nicht mehr dran; es sei denn, man schneidet eine Luke in die Rumpfseite.
Gesagt getan. Da die Rumpfhälften schon zusammengebaut ankommen, kann man einen Querteiler, der den Akku am Verrutschen hindern soll, nur durch diese Luke einbauen und ihn auch nur soweit nach hinten setzen, wie es die Pinzettenspitzen noch zulassen. Aber wenn der Querteiler an der Tragflächenhinterkante sitzt, sollte es schon langen.
Zweites Problem: Die Rumpfspitze muss abgeschnitten werden, um den Motorspant einbauen zu können. Leider sind keine Markierungen am Rumpf, sodass dieses Unterfangen etwas pfriemelig wird.
Jetzt zum Rest: 5.4g Servos rein, kleiner 5 Kanal Empfänger, Regler, Akku rein und fertig.
Erstflug
Auf zum Erstflug: Vollgas, leicht gegen den Wind nach oben schieben und loslassen. Mist, trotz Akku an der Flächenhinterkante immer noch kopflastig ohne Ende! Dabei liegt der Schwerpunkt laut Plan; aber das Gesamtgewicht ist ja auch höher als vorgesehen.
Schwerpunkt nach hinten kostet 40 Cent
Zum Glück hatte ich neben meinem Portemonnaie auch noch etwas Tesafilm in der Tasche. Aus erstem zwei 20Cent Stücke rausgeholt und mit zweitem auf dem Höhenleitwerk festgeklebt. Da kam der aha-Effekt. Der Schwerpunkt stimmt aber ansonsten war der Flugstil beschissen, die nachfolgende Zwangslandungauch. Sporn und ein Ruderhorn abgerissen. Ab nach hause.
Die 2*20 Cent wurden anstelle des Sporns in den Rumpf eingeharzt und schauten noch zur Hälfte raus. Soviel kann man wohl noch in einen neuen Sporn und korrekte Schwerpunktlage investieren, oder?
Der Möwenknick
Aber das Flugverhalten ist immer noch schlecht: Sobald ich auch nur etwas Seite gebe, kippt der Geier über die innere Fläche extrem ab und geht in einen steilen Sinkflug über.
Von ein paar Jungen, die ich zufälligerweise auf dem Flugplatz traf (siehe auch Bericht über den Leipziger Flügel), kommt der Rat: Mach den Möwenknick aus dem Flügel raus und die Sky Beetle fliegt richtig gut. Also mit der kleinen Säge die Streben zersägt und eine zweite Strebe aus Balsa so draufgeklebt, dass die ursprünglichen Strebenenden nun etwa 5mm weit auseinander klaffen.
Und siehe da sie fliegt von nun an richtig gut! Na ja, zumindest ist es nicht ihre Schuld, wenn sie in den Acker gerammt wird. Aber mit der Zeit wird man besser.
Die Motorisierung mit einem 280er an Getriebe ist übrigens vollkommen ausreichen. Starten ist auch ganz einfach: Vollgas rein, in Hüft- oder Augenhöhe loslassen reicht tatsächlich und ohne großartig Höhe ziehen zu müssen fliegt sie los. Anfangs wird man sie aber eher etwas gegen den Wind schieben wollen, was aber eigentlich gar nicht nötig ist.
Erstes Fazit
Damit habe ich sehr gut das Fliegen gelernt. Die Depronbauweise hat ordentliche Nehmerqualitäten auch wenn meine Sky Beetle immer knautschiger wurde und sich der Schwerpunkt langsam aber sicher aufgrund des 5Min Epoxys weiter nach vorne bewegte;-)
Verbesserungen
man ist ja nie zufrieden...
Lipos
Dann kam das Tuning: Da der Akku trotz Delta-Peak Lader immer schlapper wurde, habe mir zwei 1500mAh Handy Lipos besorgt (ebay ist Dein Freund; die Dinger werden da so um die 1.99 EUR pro Stück zzgl. Versand verscherbelt), von der Elektronik befreit und in Serie zusammen gelötet. Das ergibt bei weniger Gewicht vieeeel längere Flugzeit; aber eigentlich habe ich die nie voll ausgekostet ;-).
Wabbeliges Höhenruder
Die Reaktion auf Höhenruder war immer mit einer merkwürdigen Drehung um die Längsachse verbunden. Des Rätsels Lösung lag in der Anlenkung nur einer Klappe und der schlechten Überelitung über einen V-förmigen Draht auf die andere Klappe. Nachdem ich ein Stückchen Kohlestab als zusätzlichen Verbinder aufgeklebt habe, war auch dieses Phänomen verschwunden.
Kreisel
Ein großer Nachteil des Leichtgewichtes in Verbindung mit dem Profil "ohne Unterseite" ist die extrem hohe Empfindlichkeit gegenüber Wind. Bei dem böigen Wind in der Rhön hat mich das so genervt, dass ich einen Kreisel (1/2 micro von ACT) auf das Höhenruder gelegt habe. Damit fliegt sie auch bei >1-2 Windstärken gut.
Das jähe und leider viel zu frühe Ende
Na ja, sie flog bis Anfang Januar 2005 gut, bis mein Übermut sie das Leben kostete: eine starke Bö erwischte sie im Steigflug und die linke Strebe riss am Tragflügel ab. Die sofort eingeleitete Notlandung konnte nicht vollendet werden, da nach ca. 10 Sekunden eine weitere Bö meinte, der armen Sky Beetle den linken Tragflügel direkt am Rumpf abbrechen zu müssen.
Nach diesem Absturz habe ich mein inzwischen x-mal repariertes Fliegerchen dann doch im gelben Sack zur letzten Ruhe gebettet.
R.I.P.
Ein Stück von ihr bleibt hier...
Der Motor und die Schubstangen wurden recycled; ebenso auch die 40 Cent Ballast im Heck: Die wurden in den nächsten Flieger investiert...
Fortsetzung folgt
Der nächste Geier, den ich in die Luft gebracht habe, ist Wendy.